Konzept


Der Kinderladen Krötenpfuhl e.V. wurde 1992 als Elterninitiative gegründet. Ihr Ziel ist es, unseren Kindern ein Umfeld zu bieten, in dem sie in ihrer Persönlichkeit ernst genommen werden, in der sie die eigenen

Ausdrucksmöglichkeiten, ihre sozialen Kompetenzen sowie ihr Bewusstsein von sich und der Welt gemeinsam entdecken, entwickeln und entfalten können.Im Kinderladen sind drei fest angestellte Erzieher/innen beschäftigt. Die Erzieher/innen haben die Fortbildung zum Berliner Bildungsprogramm absolviert und sehen dies als Grundlage ihrer pädagogischen Arbeit.

Die Bildungsbereiche sind:

a) Körper, Bewegung und Gesundheit

b) soziale und kulturelle Umwelt

c) Sprachen, Kommunikation und Schriftkultur

d) bildnerisches Gestalten

e) Musik

f) mathematische Grunderfahrungen

g) naturwissenschaftliche Grunderfahrungen

A. Pädagogische Arbeit im Kinderladenalltag

A.1. Ein Tag im Kinderladen Krötenpfuhl

Um besser veranschaulichen zu können, in welchem Rahmen sich soziale Interaktion und pädagogische Arbeit im Kinderladen abspielen, stellen wir zunächst exemplarisch unseren Tagesablauf vor:

Der Kinderladen ist von 8.00 -17.00 Uhr geöffnet. Zwischen 9.00 Uhr und 9.30 Uhr beginnen wir den Tag mit einer gemeinsamen Frühstückszeit, bei der uns eine entspannte, möglichst ungestörte, kommunikative Atmosphäre wichtig ist. Kinder, die nicht mit essen wollen, können sich in den anderen Räumen des Kinderladens frei beschäftigen. Beim Frühstück bedienen sich die Kinder selbst, wobei sie von uns ermutigt werden, falls nötig, Hilfe einzufordern. Unabhängig von den festen Mahlzeiten steht den Kindern während des ganzen Tages Obst und Wasser zur Verfügung.

Um 9.45 Uhr versammeln wir uns zu einer gemeinsamen Begrüßungsrunde, bei der wir singen und den Tagesablauf besprechen. Je nach Jahreszeit, aktueller Gruppensituation und laufenden Projekten von Kleingruppen, beginnen ab 10.00 Uhr die eigentlichen Aktivitäten des Vormittags. Nach Möglichkeit verbringen wir täglich Zeit im Freien, besuchen je nach Jahreszeit und Witterung die umliegenden Spielplätze, Grünanlagen und Parks oder unternehmen Ausflüge in die weitere Umgebung, besuchen Theater, Museen etc. Feste Termine sind für uns der möglichst wöchentlich stattfindende Tag auf dem Tempelhofer Feld und die Sportstunde im TiB e.V. (alle zwei Wochen).

Um ca. 12.30 Uhr gibt es Mittagessen, das in der Regel von unserer Köchin, in Ausnahmefällen von den Eltern, zubereitet wird. Grundsätzlich legen wir Wert auf vollwertige, vorwiegend ökologisch angebaute Nahrungsmittel.

Während der Mittagsmahlzeit verteilen sich die Kinder auf drei Tische, an denen jeweils 4 – 6 Kinder sitzen. So können sie in kleinen Gruppen besser aufeinander Bezug nehmen, bereits bestehende Beziehungen gestärkt und neue Kinder besser kennen gelernt und integriert werden. Beim Essen nehmen sich die Kinder, je nach Alter und Entwicklungsstand, mit entsprechender Unterstützung selbst soviel sie möchten, wobei sie von uns darin bestärkt werden, von allem zu probieren und sich erst kleinere Portionen aufzutun und gegebenenfalls nachzunehmen. Zum Abschluss der Mahlzeit gibt es einen Nachtisch, danach bringen die Kinder ihr Geschirr in die Küche und räumen gemeinsam mit der Köchin die Tische ab. Wie auch nach dem Frühstück putzen sich die Kinder die Zähne und waschen sich die Hände.

Nach dem Mittagessen kehrt im Kinderladen Ruhe ein. Die schlafbedürftigen Kinder ziehen sich mit einem/einer Erzieher/in in den Schlafraum zurück, lesen eine Geschichte, bekommen ein Schlaflied gesungen, kommen gemeinsam zur Ruhe. Wer nicht einschlafen kann, steht mit dem/der Erzieher/in auf, wenn die anderen Kinder schlafen.

In der Nachmittagszeit liegt der Schwerpunkt im kreativen, gestalterischen Bereich. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit des Freispiels oder in der Kuschelecke zu lesen und auszuruhen.

Gegen ca. 15.15 Uhr treffen wir uns noch einmal und beschließen den Tag gemeinsam, die Schlafkinder werden behutsam geweckt, es wird aufgeräumt (wobei die Kinder sich selbstständig in Aufräumgruppen einteilen), evtl. wird noch eine Geschichte gelesen.

A.2. Eingewöhnung

Um dem Kind einen guten Einstieg in den Kinderladen zu ermöglichen, suchen die Erzieher/innen vorab das Gespräch zu den Eltern, um mit ihnen ihre Erwartungen zu besprechen und die individuellen Bedürfnisse des Kindes kennen zu lernen und einschätzen zu können. Wichtig für einen guten Übergang in die neue Umgebung sind der Aufbau einer sicheren Beziehung zu einem/einer Erzieher/in und die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Eltern und Erzieher/innen. Die Eltern sollten sich vor der Eingewöhnung bewusst soweit entschieden haben, ihr Kind in unseren Kinderladen zu geben, dass sie ihrem Kind während der Eingewöhnungszeit ein positives Gefühl für die neue Situation geben können.

Während der ersten Tage bleibt ein Elternteil (möglichst immer derselbe) für einige Stunden mit dem Kind im Kinderladen. Die Erzieher/innen werden den Rahmen und die Atmosphäre schaffen, Kontakte zu knüpfen. Dennoch erscheint es uns wichtig auf die Impulse des Kindes zu warten und darauf einzugehen und nicht eine Beziehung “über zu stülpen”. Nach ein bis zwei Tagen verlassen die Eltern den Kinderladen für kurze Zeit. Auch hier gehen wir auf das individuelle Tempo des Kindes ein und verlängern den Aufenthalt im Kila ohne Eltern je nach Persönlichkeit. Es ist wichtig, dass der Wechsel zwischen Bezugspersonen für das Kind in einem klaren Rahmen stattfindet, der zeitlich überschaubar bleibt. So kann das Kind eine verlässliche Struktur in der neuen Situation erkennen. Hierzu sind klare Absprachen zwischen Eltern und Erzieher/innen, aber auch zwischen Eltern und Kind nötig. Die Eltern sollten während ihrer Abwesenheit jederzeit telefonisch erreichbar sein.

Ist die Beziehung zwischen Erzieher/innen und Kind gefestigter, wird der Aufenthalt im Kila verlängert. Das Kind wird nach und nach mit dem Tagesablauf und mit den Personen des Kinderladens vertrauter. Beim Abholen sollten sich die Eltern genügend Zeit nehmen, um ihr Kind nicht abrupt aus einer Situation heraus zu reißen. Dennoch ist es (besonders für jüngere Kinder) wichtig, den Rahmen einzuhalten und den Kinderladen dann auch zu verlassen, damit das Kind sich an den Prozess des “abgeholt seins” gewöhnt und eine verlässliche Struktur erfährt.

Trennungsschmerz verstehen wir als gesunden Teil der kindlichen Realität. Wir möchten die Kinder mit ihren Gefühlen ernst nehmen, sie trösten und begleiten.

A.3. Patenschaften zwischen jüngeren und älteren Kindern

Je nach Vorlieben und Neigungen knüpfen die Kinder im Verlauf der Eingewöhnung eigene Kontakte innerhalb der Kindergruppe. Unabhängig davon hat jedes Kind ein anderes (das von den Erzieher/innen bestimmt wird) als Paten. Unter Berücksichtigung ihrer eigenen Bedürfnisse und im Rahmen ihrer individuellen, altersbedingten Kompetenzen fühlen sich die Patenkinder füreinander mitverantwortlich. Sie helfen einander (beispielsweise beim Anziehen und im Straßenverkehr) und sind Ansprechpartner, wenn es darum geht, Regeln und Gepflogenheiten innerhalb der Gruppe zu verstehen.

A.4. Altersmischung

Ein Schwerpunkt unserer pädagogischen Arbeit ist eine möglichst ausgewogene Altersmischung innerhalb der Gruppe. In ihr werden sowohl allgemeine und altersbedingte Entwicklungsphasen als auch individuelle Eigenarten, Stärken und Bedürfnisse der einzelnen Kinder sichtbar. Die dynamischen sozialen Prozesse innerhalb einer altersgemischten Gruppe stärken das verantwortungsbewusste Handeln der Kinder. Persönlichkeitsspezifische Bedürfnisse und Notwendigkeiten werden gemeinsam als solche erkannt und bewältigt. Im Kinderladenalltag zeigt sich dies unter anderem bei den Patenschaften sowie der altersgemischten Kooperation beim Aufräumen oder beim Decken der Tische zu den Mahlzeiten.

Über die soziale Interaktion hinaus fördert die altersgemischte Gruppe aber auch kognitive Prozesse und Fähigkeiten auf besondere Art und Weise. Im Rollenspiel, beim gemeinsamen Anschauen von Bilderbüchern, aber auch bei vorwiegend individuellen Beschäftigungen wie dem Basteln und Malen werden Erfahrungen, Wissen, Interessen und Neugier der Älteren an die jüngeren Kinder weitergegeben. Wenn es darum geht Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit zu üben, sind die Jüngeren immer wieder von den Tätigkeiten der Älteren fasziniert und wollen viel von ihnen lernen. Die Altersmischung fördert das Lernen und Lehren vom Kind, sie fördert die Wertschätzung der Kinder untereinander und fördert so die soziale Kompetenz und die Ich-Stärke des Einzelnen.

Aufgrund unterschiedlicher altersgemäßer Bedürfnisse und Herangehensweisen entstehen in altersgemischten Gruppen aber auch Konflikte und Auseinandersetzungen, die wir als notwendigen Teil einer altersgerechten Persönlichkeitsentwicklung verstehen. So entwickeln sich im Gruppenalltag fortwährend neu Spiel-und Raumbedürfnisse, die von den Kindern immer wieder neu ausgehandelt und gelöst werden müssen: das Spiel eines Zweijährigen kann für eine Fünfjährige nervig sein, die Art der Konfliktbewältigung (weinen, beißen…) frustrierend. Fünfjährige verfügen im Vergleich zu Zweijährigen in Streitsituationen über einen größeren Handlungsspielraum, sind sowohl körperlich als auch intellektuell überlegen, was wiederum jüngere Kinder verunsichern oder auch einschüchtern kann. Nur durch ein hohes Maß an Empathie und Verständnis ist es möglich, aufeinander einzugehen und sich gegenseitig ernst zu nehmen. Je nach Situation, Alter und individuellen Fähigkeiten der betroffenen Kinder entscheiden wir Erzieher, in welcher Form wir uns in Konfliktsituationen der Kinder verhalten. In jedem Fall bestärken wir alle Kinder, ihre Gefühle zu äußern, eigene Grenzen mitzuteilen und selbstständig nach Lösungen zu suchen. Wenn nötig, bieten wir Lösungsmöglichkeiten bzw. Alternativen an.

Die Altersmischung im Kinderladen ist für uns ein lebendiges Modell, in dem Bedürfnisse, Kompetenzen, Konflikte, Kompromisse ständig neu mitgeteilt, ausgehandelt und entwickelt werden.

Im Sinne dieses altersübergreifenden Verständnisses von sozialer Interaktion begrüßen wir besonders die Aufnahme von Geschwisterkindern als Bereicherung sowohl für die Geschwister als auch für die anderen Kinder.

A.5. Vorschularbeit

Wir verstehen unseren Kinderladen als Bildungseinrichtung und unsere pädagogische Arbeit als Bildungsarbeit. Neben der Vermittlung von Wissen bedeutet der Prozess des Bildens für uns ganzheitliches Lernen mit allen Sinnen, Forschen und Experimentieren. Dies spiegelt für uns der pädagogische Alltag wider, in dem wir immer wieder die Bildungsbereiche aufgreifen. An unsere Vorschulkinder werden im Rahmen der Gruppenteilung besondere Anforderungen durch intensivere Angebote gestellt. Es geht hier nicht um abfragbare Lerninhalte oder Erreichen von feststehenden Lernzielen, sondern um das Schaffen einer spielerischen Lernsituation. Vorschularbeit bedeutet für uns projektorientierte Arbeit an verschiedenen Themen aus Natur, Technik, Verkehr, Medien, Körper, Familie etc. Die projektorientierte Arbeit beinhaltet Experimente, kreatives Gestalten, Ausflüge, regelmäßige Besuche der Bücherei und den Umgang mit Medien. Unsere Vorschularbeit soll den Kindern eine positive Einstellung zum Lernen, Freude am Forschen, Entdecken und unbelastete Freude an der Schule ermöglichen. Neben der projektorientierten Kleingruppenarbeit steht jedem Kind eine eigene “Vorschulkiste” zur Verfügung, in welcher es wöchentlich kleine Aufgaben findet, die es selbstständig bearbeiten kann. Hier geht es vor allem um das Erlernen von Zeitmanagement, Förderung der Konzentration und darum, Verantwortung für die eigenen Materialien zu übernehmen.

A.6. Angebote aus dem Montessori-Bereich

Als Bildungseinrichtung, sehen wir unsere Aufgabe darin, allen Kindern Raum und Zeit zu geben, vielfältige Erfahrungen in allen Bildungsbereichen zu sammeln.

Wir wollen den Kindern Möglichkeiten bieten, sich ihren Interessen und Neigungen entsprechend Wissen anzueignen, sich auszuprobieren, Fehler zu machen, Neues zu entdecken und sich mit anderen auszutauschen. Wir nehmen Fragen der Kinder ernst und versuchen gemeinsam Antworten zu finden. Durch unterschiedliche Materialien und Methoden wollen wir diesem Auftrag gerecht werden: zum einen durch Projekte, die die kindlichen Interessen aufgreifen; durch einmal wöchentlich stattfindende Angebote und Aktivitäten in altershomogenen Kleingruppen und zum anderen durch die Bereitstellung vielfältiger Materialien, die zum Spielen, Ausprobieren und Lernen anregen. Neben Materialien für den künstlerisch-gestalterischen Bereich (z.B. Farben, Papier, Stifte, Scheren, Kleber usw.) und dem musischen Bereich, stehen den Kindern eine Reihe von Montessori-Materialien zur Verfügung.

Das Montessori-Material regt die Kinder an, sich selbstständig vielseitige Grundlagen im mathematischen, sprachlichen und kognitiven Bereich anzueignen. Zusammenhänge werden erkannt und angewendet. Durch die klare Struktur des Materials und die Möglichkeit, Fehler selbstständig zu erkennen und zu korrigieren, können alle Kinder unabhängig von uns Erwachsenen positive Lernerfahrungen sammeln und sich ihrem eigenen Tempo und ihren individuellen Bedürfnissen entsprechend entwickeln.

Alle Materialien sind für die Kinder jederzeit zugänglich. Die Kinder entscheiden selbst, wo, wie lange und mit wem sie sich damit beschäftigen wollen. Wichtig ist uns ein verantwortungsvoller und respektvoller Umgang miteinander und mit dem Material. Möchte ein Kind bei einem anderen Kind mitspielen muss es fragen (und die Antwort akzeptieren). Nach der “Arbeit” wird das Material wieder zurück ins Regal gestellt.

A.7. Tempelhofer Feld

Möglichst einmal wöchentlich unternimmt der Kinderladen Krötenpfuhl einen Ausflug zum Tempelhofer Feld. Mit Proviantrucksack und wetterfester Kleidung ausgestattet, brechen wir um 9.00 Uhr mit zu Fuß und mit dem Bollerwagen auf. Auf dem Feld haben wir einen festen Platz, an dem wir gemeinsam picknicken, spielen, toben, Tiere beobachten, usw. Die Kinder können sich je nach Fähigkeiten und Alter frei bewegen, kleine Lager bauen, klettern, mit Naturmaterialien basteln und die Natur mit allen Sinnen erleben. Jedes Kind kann sein individuelles Bedürfnis nach Bewegung ausleben, fernab von städtischen Spielplatzbegrenzungen und vorgefertigtem Spielzeug. Die Kinder lernen, sich als Teil der Natur zu begreifen und die Umwelt zu respektieren.

Der Ausflug soll den Kindern ganzheitliche Erfahrungen im Umgang mit der Natur bieten und sie zum Forschen und Entdecken anregen. Im freien Spiel (in zum Teil unwegsamem Gelände) werden sowohl soziale als auch motorische Fähigkeiten entwickelt und gestärkt. Die Kinder haben die Möglichkeit, sich als Gesamtgruppe zu verstehen und außerhalb des geschützten Raums “Kinderladen” Verantwortung füreinander zu übernehmen. Folge ist ein positives Gruppengefühl, welches sich auch im Kinderladenalltag fortsetzt.

A.8. Das Recht des Kindes (und des Erwachsenen)

das Recht, so akzeptiert zu werden, wie es ist das Recht auf aktive Zuwendung und Wärme, das Recht, in Ruhe gelassen zu werden/sich zurückzuziehen, das Recht, sich als Person gegen andere Kinder und Erwachsene abzugrenzen, das Recht, zu schlafen oder sich auszuruhen, wenn es müde ist, aber nicht schlafen zu müssen, das Recht auf einen individuellen Entwicklungsprozess und sein eigenes Tempo, das Recht auf Hilfe und Schutz bei der Verarbeitung von gewalttätigen und zerstörerischen Zusammenhängen, das Recht auf Auseinandersetzung mit Erwachsenen und Kindern, das Recht auf Solidarität in der Gruppe, das Recht darauf, aktiv soziale Kontakte zu gestalten und dabei unterstützt zu werden, das Recht, sich Spielgefährten selber auszusuchen, das Recht auf eine ausreichende Zahl von Bezugspersonen, das Recht auf selbstbewusste, verantwortungsbewusste und engagierte Bezugspersonen, das Recht auf eine partnerschaftliche Beziehung zu Erwachsenen, das Recht auf zuverlässige Absprachen, das Recht zu forschen und zu experimentieren, das Recht, vielfältige Erfahrungen zu machen, das Recht auf Fantasie und eigene Welten, das Recht zu lernen, mit Gefahren umzugehen, das Recht, die Konsequenzen des eigenen Verhaltens erfahren zu lernen und sich mit Forderungen auseinander zu setzen, das Recht, sich im Rahmen seiner Fähigkeiten dort aufzuhalten, wo es will, das Recht auf überschaubare, sinnvoll nach kindlichen Bedürfnissen geordnete Räumlichkeiten, das Recht auf eine gestaltbare und veränderbare Umgebung innerhalb der Einrichtung, das Recht auf eine gesunde Ernährung, auf Umgang mit Menschen, die die Frage, was gesund ist, thematisieren, das Recht auf eine Essenssituation, die entspannt und kommunikativ ist; auf Essen als sinnliches Ereignis, das Recht zu essen und zu trinken, wenn es Durst hat, aber auch das Recht zu lernen, die eigenen Bedürfnisse im Sinne einer gesunden Entwicklung zu regulieren, das Recht auf altersentsprechende Hilfe bei der Körperhygiene (z.B. beim Wickeln), das Recht der ungeteilten Aufmerksamkeit und der intensiven individuellen Kontaktaufnahme beim Wickeln für das Wickelkind

A.9. Elternarbeit

Ein wesentlicher Bestandteil unserer praktischen pädagogischen Arbeit im Kinderladen ist die Elternarbeit. Grundlage dieser Arbeit ist die für uns notwendige Vermittlung individueller und sozialer Prozesse und Entwicklungen, aber auch eine intensive Zusammenarbeit zwischen Eltern und Team.

Die Eltern haben das Recht, Entwicklungsstand und Entwicklungsprozesse ihrer Kinder in allen Entwicklungsbereichen zu erfahren und gegenwärtige bzw. nachhaltige pädagogische Antworten und Hilfen auf die Fragen, die diese Prozesse aufwerfen, zu bekommen.

Wir, die pädagogisch Verantwortlichen im Kinderladen haben daher die Pflicht, diese Zusammenarbeit zu gestalten.

Diese Praxis verstehen wir als transparent machen der “individuellen Bildungsbiographie” des Kindes, um den Eltern klare Orientierung für die weiteren Bildungs-und Entwicklungsschritte ihres Kindes zu geben, wie dies auch im “Berliner Bildungsprogramm” beschrieben ist.

Die Elternarbeit zeichnet sich durch regelmäßig stattfindende Elternabende aus, die im ersten Teil von den Erzieher/innen und im zweiten Teil vom Vorstand des Elternvereins inhaltlich und strukturell gestaltet werden. Neben einer Beschreibung der Gruppenprozesse und Entwicklungen, Information und Austausch über organisatorische Punkte legen wir großen Wert darauf, an den Elternabenden gemeinsam mit allen Eltern an pädagogischen Themen zu arbeiten. Diese Themen sind Bestandteil unseres pädagogischen Alltags. Sie werden auf Teamsitzungen vorbereitet und sollen nach einer kurzen Einleitung unsererseits aktiv von den Eltern diskutiert werden. Durch den Austausch und die Diskussion wollen wir allen Eltern die Bandbreite der verschiedenen Ansichten, Erwartungen, Bewertungen, Kritiken und Zustimmungen, die in der pädagogischen Kinderladenarbeit existent sind und mit denen wir uns täglich auseinandersetzen, sichtbar machen, aber auch neue Impulse für familiäre Erziehungsfragen geben.

Ein weiteres Standbein unserer Elternarbeit sind Elterngespräche. Diese finden nach Bedarf, aber mindestens einmal im Jahr, statt. In diesen Gesprächen wird der jeweilige individuelle Entwicklungsstand sowie die sich daraus ableitenden pädagogischen Schritte erörtert. Grundlage der Gespräche sind regelmäßige, gezielte Beobachtungen der Kinder im Kinderladen und die Dokumentationen der Rückschlüsse aus diesen Beobachtungen.

Unabhängig von den Elterngesprächen sind wir jederzeit offen für “Tür-und Angelgespräche” oder abendliche Telefonate, um akute Fragen und Probleme besprechen zu können.

Bei Konflikten zwischen Erzieher/innen, Elternschaft und/oder Vorstand, bei denen wir Vermittlung oder Transparenz benötigen, suchen wir den Kontakt zu unserem “Vertrauenselternteil” – einer Mutter oder einem Vater, die auf unseren Wunsch hin den Kontakt zur Elternschaft/dem Vorstand pflegt.

Regelmäßig finden Treffen zwischen Team und Vorstand statt, da wir auch auf dieser Ebene eine fruchtbare inhaltliche und organisatorische Zusammenarbeit für wichtig halten.

A.10. Integration

Unter Integration im Kinderladen verstehen wir eine pädagogische Arbeit, durch die allen Kindern, je nach Entwicklungsstand, Fähigkeit und Bedürfnis, eine Atmosphäre geschaffen wird, in der sie sich innerhalb individueller und sozialer Prozesse entfalten und ihre Umwelt erobern können. Wir verstehen Integration als Förderung von verschiedensten Fähigkeiten des Kindes innerhalb von Klein- und Großgruppenprozessen, wobei das eigene Handeln des einzelnen Kindes im Mittelpunkt steht. Auf der Kompetenz der Eigenaktivität wird aufgebaut, individuelle, konzentrierte Förderung im Kinderladen gibt es im Rahmen der “Hilfe zur Selbsthilfe”.

Wir, das Team des Kinderladens, verstehen uns nicht als so genannte “integrative Einrichtung”. Wir unterstützen und initiieren aber Prozesse, in denen sich ein “erhöhter Förderbedarf” bei einzelnen Kindern herauskristallisiert. In der täglichen Arbeit beobachten und erkennen wir vereinzelt Entwicklungen bei Kindern, die nicht nur auf pädagogischer, sondern auch auf therapeutischer Ebene zusätzlicher Unterstützung bedürfen. In diesen Prozessen suchen wir zuerst den intensiven Kontakt zu den jeweiligen Eltern, um unsere Beobachtungen und Bewertungen, aber auch weitere Handlungsschritte abzustimmen.

Ist der Prozess der erhöhten Förderung für das Kind eingeleitet, wollen wir die Eltern darin bestärken, sowohl offen mit inhaltlichen und strukturellen, als auch mit eventuell entstehenden psychoemotionalen Komponenten im Kinderladen umzugehen. Je nach Intensität ist eine “offene” Auseinandersetzung mit Hilfe unserer fachlichen Kompetenz innerhalb der Elternschaft und unter Umständen auch innerhalb der Kindergruppe notwendig und unsererseits wünschenswert. Durch diese Form der Elternarbeit werben wir für eine Vertrauensbasis für die integrative Arbeit.

Darüber hinaus wollen wir alle Eltern von Kindern, welche einen “erhöhten Förderbedarf” bekommen, ermutigen, auch zusätzliche Hilfe von außen zu suchen und in Anspruch zu nehmen, da unseres Erachtens nur ein Verzahnen von sozialer und individueller, pädagogischer und therapeutischer Förderung umfassend hilft. Als Pädagog/innen suchen wir in der Integrationsarbeit auf jeden Fall diese Form der institutionellen Zusammenarbeit.

Die “erhöhte Förderung” wird durch eine(n) “Erzieher/in für Integration” gestaltet und begleitet, wird aber darüber hinaus als Teil der alltäglichen Arbeit verstanden, für die das gesamte Team gleichwertig verantwortlich ist.

B.1. Selbstverständnis der Erzieher

Als Erzieher wollen wir eine partnerschaftliche Beziehung zu den Kindern pflegen. Unser Rollenverständnis beruht zuallererst auf der Erkenntnis der eigenen Vorbildfunktion, aus der sich ein bewusstes “in Beziehung gehen” ableitet. Verantwortliches Handeln gegenüber den Kindern bedeutet, die Stärken und Schwächen anderer (an) zu erkennen und gleichwohl eigene Fähigkeiten, Bedürfnisse und Gefühle gegenüber anderen zu zeigen und mit ihnen umgehen zu können.

Unsere tägliche pädagogische Arbeit wird von dem Anspruch geprägt, die den Kindern notwendige Verlässlichkeit und Struktur mit einem hohen Anspruch an Authentizität, also dem Bedürfnis nach spontanem und aufrichtigem Verhalten in Einklang zu bringen. Im partnerschaftlichen und warmen, emotionalen Umgang lernen die Kinder, dass sowohl Erwachsene als auch Kinder eigenständige Persönlichkeiten mit unterschiedlichen Vorstellungen, Fähigkeiten und Gefühlen sind.

Die Erzieher bieten positive Lernerfahrungen und Modelle an, mit denen die Kinder komplexere, zum Teil auch widersprüchliche Alltagssituationen bewältigen können. Hierzu zählt auch die Unterstützung zum selbstständigen Handeln und zur Kommunikation. Ein wichtiger Schwerpunkt im Rollenverständnis der Erzieher ist, dem Bedürfnis nach Entwicklung der Persönlichkeit des Kindes gerecht zu werden und Angebote und Aktivitäten der Gruppensituation anzupassen. Dabei wollen wir genügend Raum für eigene Impulse lassen und Anregungen zum Forschen und Experimentieren geben.

Entwicklungsbeobachtungen der Kinder und deren Dokumentation gehören für uns zum pädagogischen Selbstverständnis.

B.2. Teamarbeit

Das Erzieherteam des Kinderladens Krötenpfuhl versteht sich als Einheit gleichberechtigter Fachkräfte mit unterschiedlichen pädagogischen Schwerpunkten. Sie sind für das pädagogische Konzept und den damit verbundenen Alltag unter Bezugnahme des Berliner Bildungsprogramms verantwortlich. In regelmäßigen Teamsitzungen planen und reflektieren die Erzieher aktuelle und organisatorische Schwerpunkte des pädagogischen Alltags. Neben Gruppenprozessen werden hier auch Entwicklungsbeobachtungen der Kinder besprochen, Elterngespräche vorbereitet und pädagogische Schwerpunkte erarbeitet.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Teamarbeit ist die regelmäßige Teilnahme an Supervisionen, Fortbildungen und die Auseinandersetzung mit Fachliteratur. Einmal jährlich finden so genannte Teamtage statt, an denen die Erzieher die Raumstruktur und das pädagogische Konzept überarbeiten.

Die Erzieher wählen einen Vertrauenselternteil, der die Interessen von Erziehern, Eltern und Vorstand bündelt und vermittelnd vertritt.